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 Thüringen
Das grüne Herz Deutschlands



253 km2670 hm02.09.2009
Autor:  winni  
Aus dem Feldatal nach Leipzig

Die thüringische Rhön ist schon seit ein paar Jahren das bevorzugte Trainingsgebiet für die Eisenmänner und -frauen der Rennradliste. Die hier vorgestellte Strecke führt als Tagestour aus Diedorf zurück in die Messestadt.

Als Inspiration der Bericht von peso...

Nach durchwanderter Nacht mit zahlreichen Zwischenstopps an Kühlschrank, Wasserhahn und im Badezimmer besaß der digitale Hahn die Unverschämtheit, uns gegen 06:00 aus dem Bett zu krähen. Beeilen müsse man sich, schließlich werde es bald warm und man wolle in der Morgenkühle doch noch etwas in der Rhön gen Osten zittern. Also schlachteten wir die verbliebenen Toastscheiben und schneiderten Sippe aus den Verpackungen ein Paar Armlinge, die ihm bei knapp 8 Grad die vergessene Funktionsfaser ersetzen sollten. Meine Sorge galt der grünen Latexröhre in meinem Hinterreifen, die ich am Vortag mit neun Bar befüllt hatte und von der ich erwartete, daß sie am Sonntagmorgen zumindest sechs bis sieben Bar noch unter meinen Hintern schieben konnte. Welch bittere Enttäuschung, als ich mir das Elend besah...weil unser Wirt seine Standpumpe auch ganz hervorragend versteckt hatte, befleißigte ich mich erst einmal bei der ungeliebten Pflichtübung und testet die Werbeversprechen unserer Minipumpen. Ein Jammer, aber es würde genügen müssen.

Inzwischen war auch die hyperaktive Wandergruppe aus der Wurst- und Bierdämmerung erwacht, die uns am Abend noch so charmant wie unaufdringlich von ihren Meindlabenteuern, dem hauptstädtischen Exildasein der Thüringer Rostbratwurst und sonstigen Kuriositäten berlinert hatte. Man wünschte uns etwas mitleidig eine gute Fahrt und entließ uns in den Morgennebel der thüringischen Rhön. Der alte Mann mit dem weißen Bart war früh auf, hatte gute Laune und malte uns auf den ersten Kilometern eine bezaubernde Landschaft. Alle zwanzig Sekunden änderte sich die Lichtstimmung, brachen Nebelfelder auseinander und gaben die grünen Kuppen der Rhön oder ein Dörfchen frei. Man hätte die Augen schließen und blind, die Kamera in beliebige Richtung haltend, auslösen können. Aber allzu sehr wollten wir nicht trödeln und brachten die Waden im welligen Profil bis Meiningen auf Temperatur. Im Doppel warteten dort die Anstiege nach Dreißigacker und in Richtung Rohr, bevor es im Tal der Hasel in Richtung Thüringer Wald ging. Und verdammt noch eins, schon wieder Gegenwind...unmöglich, ein dummer Scherz vermutlich, war uns doch von den Kachelmännern kräftige Unterstützung versprochen worden.

In Suhl war die stadtautobahnähnlich ausgebaute Hauptstraße erfreulich verlassen, wir gaben einen Breitreifen ab, der sich für ein paar Kilometer an unserem Windschatten erfreut hatte und schnauften unsere Rucksäcke auf den Großen Erleshügel, der sich als deutlich schwerer erwies, als es das Profil vermuten ließ. Über Schmiedefeld, Allzunah und den "Dreiherrenstein" fuhren wir wir auf dem Rennsteig, und ich entsagte der Versuchung, mich nach Süden zu wenden und in 50 Kilometern am elterlichen Mittagstisch zu sitzen. Der Große Ulle belohnte meinen Sportsgeist und beschenkte uns von nun an mit kräftigem Schiebewind.

In Ilmenau wurde die erste Tanke ausgeplündert und schon mal zaghaft ein Blick auf den Kilometerzähler geworfen. Zu früh, die Motivation auf der Langstrecke ist ein fragiles Ding. Wir umkurven kreativ die Bundesstraßen und hügeln Höhenmeter für Höhenmeter auf das Tageskonto. So bleibt es bei inzwischen angenehmen Temperaturen immerhin abwechslungsreich, und meine Laune verbessert sich weiter, als ein Frühjahrsklassikersträßchen vor Heilsberg auftaucht - Betonplatten quer zu Fahrtrichtung verlegt, mit handbreiten Fugen, die liebevoll die Festigkeit unserer Carbongabeln prüfen. Die Ausschilderung verheißt mit Saalfeld, Rudolstadt und Pößneck weitere Möglichkeiten, dem Hintern endlich Ruhe zu geben, aber wir rollen weiter in Richtung Osten, bis in Kahla endlich die Saale überquert wird. Zur Belohnung spendiert der Streckenplan die Leuchtenburg und verkündet außerdem, daß wir die Halbzeit der Strecke schon verpaßt haben.

Noch 130 Kilometer. Ein Klacks. Ich erwische mich jetzt häufiger im Menü des Garmin und vergleiche die Streckenangaben mit den vertrauten Strecken in Leipzig - 75 Kilometer, also eine Luckarunde, 63 km, Krostitz und Werbeliner See, 50 km, Loborunde. So ein Hirn möchte beschäftigt und getäuscht werden.

Ab Bad Klosterlausnitz kommen wir in vertrautes Terrain und nehmen den letzten Hügel des Tages unter die Räder - auf Kopfsteinpflaster mit > 10%, wie es sich gehört. Wir finden die wenigen guten Straßen im Holzland und gelangen in Crossen an die Elster. Einigermaßen langweilig führt uns die Straße nach Zeitz, aber so unbedingt brauche selbst ich jetzt keine Hügel mehr. Schließlich schalten wir den Kopf aus und treten, nach 200 km wissen die Beine, was sie zu tun haben, wie von selbst im Kantenwind zurück nach Leipzig.

Streckenverlauf

Diedorf - Kaltennordheim - Kaltensundheim - Oberkatz - Stepfershausen - Herpf - Dreißigacker - Meiningen - Rohr - Dillstädt - Suhl - Schmiedefeld a.R. - Allzunah - "Großer Dreiherrenstein" - Ilmenau - Wümbach - Wolfsberg - Dörnfeld - Singen - Geilsdorf - Großliebringen - Nahwinden - Ehrenstein - Altremda - Remda - Eschdorf - Teichroda - Clöswitz -Großkochberg - Neusitz - Engerda - Rödelwitz - Dorndorf - Heilingen - Beutelsdorf - Zeutzsch - Naschhausen - Großeutersdorf - Kahla - Seitenroda - Oberbodnitz - Geisenhain - Tröbnitz - Stadtroda - Ruttersdorf - Bad Klosterlausnitz - Eisenberg - Etzdorf - Crossen - Wetterzeube - Kleinosida - Zeitz - Alt-Tröglitz - Auligk - Gatzen - Groitzsch - Audigast - Zwenkau - Markkleeberg

Anstiege

[*] Großer Erleshügel


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Hoehenprofil




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Fahrtzeit:
ø 20 km/hø 25 km/hø 30 km/h
12 h 39 min10 h 7 min8 h 26 min

Reisemöglichkeiten:Deutsche BahnViaMichelin Routenplaner


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